Künstlerin-Statement

Die Farben fühlen und hören

Egal, was ich male, ob Portrait, Landschaft oder abstrakt: Sobald ich mein Atelier betrete, meine Arbeitsklamotten und –schuhe überstreife, findet meine Verwandlung statt. Ich atme durch und bin mit jedem Handgriff mehr bei mir.

Am besten ist es, wenn ich den Pinsel auf dem Untergrund spüre und er mit der Grundierung spricht: Welche Farbe möchte wohin? Welcher Kontrast will verstärkt werden? Welcher Farbklang bringt mich zum Schwingen?

Ich suche also nach der Farbe hinter der Farbe.

Deswegen fertige ich zu jedem Bild vorher Farbpässe an, mit denen ich Farbklänge komponiere. Und trotzdem bleibt alles Zufall.

Gern arbeite ich mit haptischen Oberflächen, sei es geknittertes Washi, Putz o.a., auf denen dann der Pinsel tanzen kann.

Erarbeitete gute Farbkontraste lassen mein Herz aufgehen und machen mich glücklich. Manchmal fühle ich mich wie eine Bildhauerin, die durch Farben Schicht für Schicht ein Bild erscheinen lässt.

Diese Freude möchte ich an mein Publikum weitergeben.

Aktuell (15.07.22):

Während meiner Ausbildung zur Wandmalerin habe ich Pompejische Bilder und die Fresco secco-Malerei kennengelernt. Sie faszinierten mich so, dass ich im Juni 22 an diese Orte reiste, um die Originale kennen zu lernen. Auch vertiefte ich mich in einschlägige Literatur. Dabei wuchs mein Respekt und Staunen über die damaligen Künstler, die bereits vor über 2000 Jahren so fein und ästhetisch gemalt haben!

Leider sind viele Bilder verblasst, zerstört und nur noch unvollständig. Aber Rekonstruktionen zeigen, wie farbstark sie einstmals waren.

Nun ist mein Kopf voller Motivideen und dem Drang, sie farbenfroh auf Putz aufzubringen. Dabei setze ich mich auch mit alten Techniken auseinander und probiere sie aus, wie z.B. die Stupfmalerei.

Ich war bereits durch Pompeji geprägt, ohne es zu wissen.

Farbkontraste bedeuten für mich Lebensfreude.

Ich muss die Farben fühlen und hören.